Geschichte
Geschichte der Pfarrkirche Stainach
Die am 1. November 1958 dem hl. Antonius von Padua geweihte Pfarrkirche von Stainach zählt nach Dipl.-Ing. Dr. Friedrich Bouvier, dem Landeskonservator des Denkmalamtes für Steiermark, zu jenen steirischen Kirchen der Nachkriegszeit, die von der Großform bis zum Detail der Ausstattung die charakteristische Architekturauffassung der Fünfzigerjahre des 20. Jahrhunderts zeigt. Für ihn ist dieser Kirchenbau eine sehr überzeugende architektonische und künstlerische Lösung. Die Hinführung zum Hauptaltar ist deutlich nachzuvollziehen und durch Niveauunterschiede und eine geschickte Lichtführung erfährt der Altarraum die ihm angemessene Bedeutung. Die Schlichtheit der Formen, die verwendeten Materialien und die sensibel aufeinander abgestimmte Farbgebung verleihen dem Kirchenraum ein in sich abgerundetes, qualitätsvolles Erscheinungsbild.
Die Kirche erscheint zwischen den Nachbargebäuden ungewöhnlich lichtvoll und leicht, weil mit den neuen konstruktiven Mitteln die Illusion einer Schwerelosigkeit der Baumasse erzielt werden konnte. So werden wir bereits außerhalb der Kirche eingestimmt auf das, was uns innen erwarten wird: eine zweckmäßige und entsprechend funktionelle Konzeption, die durch nichts ablenkt von dem, was eine Kirche sein soll, nämlich das „Werkzeug Gottes“.
Wir betreten das Gotteshaus durch ein Tor, das ein Messbuch mit vier Kreuzen (=vier Evangelisten) darstellt. Der kleine Vorraum mit dem marmornen Weihwasserkessel öffnet schon den Blick auf das geräumige Kirchenschiff und lenkt ihn ohne Umschweife zur hinteren Altarwand mit dem von Marga Persson gestalteten Wandteppich, vor dem ein einfaches Holzkreuz hängt. Die Altarwand ist gekrümmt und die Decke eigenwillig als Himmel mit Strahlen ausgeführt. So ergab sich für die Künstlerin bei der Neukonzeption des Raumes als logische Folgerung die Idee einer Verbindung zwischen Himmel und Erde durch den Bildteppich. Er hat die Form von Leitern und Treppen und reicht symbolisch von der menschlichen Existenz unten bis zur Unendlichkeit des Göttlichen oben.
Es ist der Weg, den wir zu Gott gehen. Der Goldgrund des Teppichs bedeutet das Endziel - das Reich Gottes, den Himmel. Aber diesen Zielpunkt zu erreichen ist mühsam. Viele Barrieren und Hürden gilt es vorher auf Erden zu überwinden - auf dem Teppich zeichenhaft dunkel gestaltet. Vor all dieser Symbolik ist das Kreuz aufgerichtet, das uns den Weg von unten nach oben weist.
Vor dem Teppich und dem Kreuz ist die Sessio positioniert. Der wesentlichste liturgische Punkt im Altarraum aber ist der Volksaltar, der aus Elementen des ursprünglichen Wandaltars besteht. Links und rechts davon ist je ein Ambo (Lesepult) aufgestellt, von dem aus Gottes Botschaft den Gläubigen verkündet wird.
Vor dem Altarraum auf der rechten Seite finden wir neben der Osterkerze den Taufstein auf kreuzförmiger Standfläche mit einer Messingschale als Taufbecken. Hier beginnt der Weg des Christen: Durch die Taufe wird er hineingenommen in die Gemeinschaft derer, die daran glauben, dass Jesus den Tod überwunden hat und auch uns im Zeichen des Kreuzes den Weg zur Wahrheit und zum ewigen Leben zeigt. Daran werden wir jedes Mal erinnert, wenn in der Heiligen Messe das Brot gebrochen und die Kommunion der Gemeinschaft der Glaubenden gespendet wird.
Der Tabernakel an der linken Seite auf einer Mensa, die auch aus dem Altar stammt, vollendet das Dreieck des Glaubens, das Jesus aufgerichtet hat als er sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Der Weg wird uns vorgezeigt durch das Taufbecken als Eingangstor in das Christentum, die Auferstehung durch die Osterkerze und das ewige Leben durch das in der Mitte aufgerichtete Kreuz. Und all das Mysterium wird vergegenwärtigt in der heiligen Eucharistie. Kirchen unserer Zeit lenken nicht ab vom Wesentlichen des Glaubens, sie sind oft gänzlich schmucklos und niemals überladen.
Auch unser Gotteshaus ist so strukturiert: nur 2 Statuen aus Lindenholz in erhöhten Nischen auf jeder Seite des Kirchenschiffs schmücken es - der Patron der Kirche, der Heilige Antonius von Padua, auf der einen und Maria mit dem Kind auf der anderen Seite. Beide Bildwerke stammen vom früh verstorbenen Stainacher Künstler Gernot Schreyer.
Der zweifellos etwas strenge Stil des Gesamtbaus wird durch die farbigen Kirchenfenster angenehm aufgelockert und die Akustikdecke rundet den Ton ab. Die Beleuchtungskörper sind gut gewählt und bilden mit den Steinsäulen und den Kreuzen (= dem Kreuzweg) an den Wänden und mit der Chorbrüstung ein glückliches Ganzes. Der Architekt Franz Kirchner selbst hat sich auf den von ihm gespendeten Glasfenster an der Rückwand des Chors namentlich verewigt.
(Auszug aus dem Kirchenführer Stainach, OStR. Prof. Mag. Günter Hasibeter; bearbeitet und gekürzt von Heinz Schachner)
Kirchenweihe durch den Diözesanbischof 1958
Altarraum der Pfarrkirche 1958
Glockenweihe
Innenansicht Pfarrkirche